info - cv - atelier Bastarde andré boone
Bastarde
Wim Verhoeven

licht en lucht

 

André Boones Bilder stellen eine Delegation dieses "anderen" dar, etwas für das in der modernen Welt kein Platz ist, welches aber dennoch existiert. Sie drängen sich ungeachtet der Überflüssigkeit gemäss den Masstäben des rationellen Geistes, geradezu gewaltsam auf. Sie erzwingen ihr Existenzrecht indem sie gegen jedweder rationele Notwendigkeit nachdrücklich erscheinen. Durch die Technik der Anhäufung widersprüchlicher Elemente, die Verwendung leuchtender Farben, und das Spiel mit dem Format erreicht der Künstler den Effekt dass die Bilder wirklicher als die Realität erscheinen. Man kan nicht an ihnen vorbeigehen ohne auf sie aufmerksam zu werden. Sie scheinen uns zuzuschreien: 'SCHAU UNS AN, WIR EXISTIEREN, OHNE GRUND. DEN HABEN WIR OHNEHIN NICHT NÖTIG'. Und das ist meiner Ansicht die Botschaft; schlichtweg dass das Leben reich und mysteriös ist, und dass die Phänomene von den Menschen keine Begrundung ihrer Existenz brauchen.

 

Schlichtweg Dasein das ansich gibt diesen Bildern auch diese enorme Kraft des Humors. Der Humor einer verkehrten, jedoch unbekümmerten und eindringlichen, und vor allem schamlosen Existenz. Es existiert kein kollektiver Glaube in ihr ein Bestehen. Doch hier stehen sie, unstreitig vorhanden, als deplazierte Wesen, als mythische Wesen ohne Mythos. Und es ist vielleicht ihre stärkste Kraft, dass der Humor den sie hervorrufen, eher die Kultur in der sie keinen Platz haben relativiert als umgekehrt.

tutut birds

de haringvloot

Bei der Betrachtung der Bilder erhält man gleichfalls den Eindruck, dass hier etwas aus längst vergangenen Zeiten materialisiert zu sein scheint. Aus einer Zeit, zu der man selbst noch Kind war, oder aus der Zeit zu der die Menschheit noch Jung war. Und daher können sie beizeiten etwas drohendes haben, da sie an die in jedem Menschen latent vorhandenen Schuldgefühle des Abschwörens der eigenen Jugend appellieren. Sie konfrontieren den Erwachsenen mit seinem Versuch das Kind in sich zu töten. Der Mensch scheint alles zu tun, um die Phantasiewesen, die die Landschaft der frühen Jugend bevölkeren zu vergessen und hinter den Berechnungen mit denen er sein Leben zu kontrollieren gedenkt zu verdrängen. In der Ecke in die sie hineingepresst wurden um zu verkümmern, haben sie ein Eigenleben begonnen. Sie haben sich nicht nur zu behaupten gewusst, sie haben sich vollständig der Kontrolle des "Ichs" und "Überichs" entzogen und sind zu Überwirkliche Monstern herangewachsen. Man kann sagen sie haben sich selbst rekonstruiert, wie in dem Horrorfilm Hellraiser ein Toter aus der Hölle entflieht und es ihm durch eisernen Willenskraft gelingt einen neuen lebendiger Körper zusammenzuklauen aus den Resten anderer Körper. Häufig fühlt sich der Künstler als das Vehikel, das Medium dessen sich die Kunst bedient, um in Erscheinung zu treten. Für André Boones Bestiarium trifft dies in hohem Masse zu. Aus seiner Phantasie schöpfend, entstehen Bilder aus einer Kombination von Formen aus seiner Jugend, aus der Jugend der Menschheit, jedoch auch aus der Aktualität der modernen technokratischen Welt.

 

oncomouse

Durch die Vermengung von Themen aus uralten überlieferungen mit Elementen der modernen Welt entsteht Anschluss an das Denken und Fühlen dieser Zeit und das erfüllt die Bilder mit Leben. Es ist nicht möglich ihre Vision als etwas abzutun, was vorbei ist. Der Geist des wundersamen zeigt sich zu allen Zeiten und auch jetzt ist genügend Stoff vorhanden um neue Mythen oder Märchen ins Leben zu rufen. Die Welt ist noch genau so bizarr und voll Greuel und Schönheit wie früher. André Boones Bilder sind hierfür die Zeugen.

leo I

de goede herder

André Boones Bilder stellen keinen Versuch dar zu vergangenen Zeiten zuruckzukehren, sie sind Ausdruck nostalgischer Träumerei. Andre Boone ist trotz seiner langen und weiten Reisen durch die Welt und seinem Kontakt mit archaischen Kulturen doch ein moderner Westmensch, geformt durch eine Welt die in zunehmenden Masse feindlich gegenüber Traditionen, der Natur und Spiritualität eingestellt ist. Aber er weiss, dass die poetische und animistische Denkweise noch immer lebt und aufgerufen werden kann. Nur sind wir auf diesem Gebiet Analphabeten geworden. Es sind Künstler wie André Boone die darauf bedacht sind abgestumpfte Fähigkeiten zum Erfahren des Wundersamen zu regenerieren. Dabei kann er jedoch nicht auf lebendige Traditionen der eigenen heutigen Kultur zurückgreifen, da der moderne Westen mit seinem Mangel an spirituellem Gut geradezu die dritte Welt verkörpert. Genauso wenig kann er die Vergangenheit kopieren; er muss sein Idiom und sein Instrumentarium selbst schaffen, und zwar mit dem Geist und mit dem Material welches in der heutigen Welt vorrätig ist.

Darum sind seine Bilder, und das ist das letzte was ich zu ihrem Vorteil sagen möchte Bastarde, Aussenseiter mit der Botschaft, dass das Leben gross und mysteriös ist, und sich durch Menschen nicht in Schablonen pressen lässt.

Diese Botschaft wird sich auch nie veràndern, sie ist kryptisch und einfach und somit ewig jung. Lediglich die Form in der sie erscheint ist immer anders und verjùngt sich von Mal zu Mal. Dazu gibt es Kunst und dazu wird es Kunst immer geben.

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